CDU-Stadtverband Enger

CDU-Kandidat will den Wirtschaftsstandort Enger stärken

Interview mit dem Bürgermeisterkandidaten Philip Kleineberg in der Neuen Westfälischen

Philip Kleineberg tritt bei der Bürgermeisterwahl in der Widukindstadt an. Welche drei Projekte der 33-Jährige im kommenden Jahr unbedingt umsetzen möchte.
Foto: Ekkehard WindFoto: Ekkehard Wind
Herr Kleineberg, die CDU hat all die Jahre ihren Fraktionsvorsitzenden ins Rennen um das Bürgermeisteramt geschickt. Jetzt soll es ein politischer Neuling richten. Warum?

KLEINEBERG: Wir haben dies in der Fraktion und im Stadtverbandsvorstand diskutiert – wer kann es machen und wer steht zur Verfügung. Relativ schnell war klar, dass ich es machen soll. Wir wollten frischen Wind reinbringen. Deshalb ist es eine gute Idee, mal jemanden ins Rennen zu schicken, der nicht in dieser eingefahrenen Politikschiene unterwegs ist.

Sie sind kein Verwaltungsfachmann und haben wenig kommunalpolitische Erfahrung. Wie gehen Sie damit um?

KLEINEBERG: Ein Bürgermeister einer Gemeinde muss kein Verwaltungsfachmann sein. Es gibt drei Aufgaben für einen Bürgermeister. Das ist zum einen die Personalführung. Er muss die Leute im Rathaus nach ihrer Qualifikation einsetzen und sie fördern und fordern. Ein weiteres Thema ist das Netzwerken mit Institutionen, mit Gewerbetreibenden, mit dem Landtag und Bundestagsabgeordneten und dem Kreis Herford. Dritte Aufgabe: Ein Bürgermeister muss Ideen haben und sie am Ende verkaufen. Er muss die Bürger für seine Ideen begeistern. Er muss also die Leute mitnehmen. Für den ganzen Verwaltungsapparat ist das Rathaus gut besetzt. Da sitzen 120 Fachleute, die haben das alles gelernt. Und die müssen den Bürgermeister unterstützen bei der Umsetzung von Projekten.

Welche drei Projekte wollen Sie 2021 unbedingt umsetzen?

KLEINEBERG: Auf jeden Fall möchte ich, dass wir in der Verwaltung eine Ansprechstelle haben für alle Gewerbetreibenden und Unternehmen in Enger. Wenn jemand eine Außengastronomie beantragen will oder einen Industriebetrieb erweitern will, kann man zu diesem Mitarbeiter gehen. Der zentrale Ansprechpartner soll die Wirtschaftsförderung endlich voranbringen. Zweites Projekt ist die Erfassung des Zustandes der öffentlichen Gebäude und Anlagen. Es soll eine Prioritätenliste erstellt werden, was zuerst repariert wird. Das dritte Projekt: Es muss das Heckewerthareal an der Bachstraße endlich weiter entwickelt werden. Wir können nicht darauf warten, dass die Machbarkeitsstudie irgendwann fertig ist.

Was könnte auf der Fläche, sie ist in Privatbesitz, entstehen?

KLEINEBERG: Es gibt Vorschläge, ein einfaches Hotel für Enger zu bauen. Es gibt die Idee, dort eine ständige Markthalle zu installieren. Nicht in so einem riesigen Umfang wie in Herford. Aber dort könnte der Wochenmarkt und der Abendmarkt stattfinden. Eine Mischung von Einzelhandel und Wohnbebauung finde ich ganz charmant. Wichtig ist, dass die Parkplatzsituation dort nicht verschärft wird. Unter Umständen kann man mit einer Tiefgarage arbeiten.

Warum sind Sie gegen einen Neubau der Grundschule Enger-Mitte in der Nähe des Gymnasiums?

KLEINEBERG: Wir haben einen hervorragenden Grundschulstandort mitten im Herzen der Stadt. Hier gibt es die Erweiterungsmöglichkeit in Richtung des Lichtensteinplatzes. An dem Standort am WGE stellt sich die Verkehrsproblematik. Es müsste eine neue Straße durch die Landschaft gebaut werden. Über die jetzigen Verkehrswege kann der zusätzliche Verkehr nicht laufen. Und wenn man sich für einen Neubau entscheiden würde, steht der erst in sieben bis zehn Jahren. In diesen Jahren tut sich an der bestehenden Schule nichts. Wer würde dann noch Geld in diese Schule investieren? Dann müssten Schüler zehn Jahre in Containern unterrichtet werden.

Angenommen, Sie hätten die Chance, zwei neue Wohngebiete mit jeweils 100 Wohneinheiten auszuweisen. Geben Sie grünes Licht oder sagen Sie Stop?

KLEINEBERG: Ich gebe grünes Licht, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: Wir haben genug Schul- und Kitaplätze für die zu erwartenden Kinder. Die Wohngebiete sind über Straßen und Radwege an das Zentrum angebunden. Und es müssen ökologische Denkansätze dabei sein.

Mit der Idee eines zeitgemäßen Widukind-Denkmals haben Sie für Irritationen gesorgt. Was steckt hinter der Idee?

KLEINEBERG: Mit der Marke Widukind können sich Engeraner identifizieren. Wir nutzen diese Marke aber nicht. Es gibt manche Leute, die sagen: Das kommt mir ein wenig zu kurz. Natürlich haben wir das Widukind-Museum. Ein Widukinddenkmal wäre schön. Man könnte es über Crowdfunding finanzieren.

Warum wollen Sie keinen Klimaschutzbeauftragten in der Engeraner Verwaltung einstellen? Ein Thema, das kontrovers diskutiert wird.

KLEINEBERG: Gegen den Klimaschutzbeauftragten bin ich nicht generell. Aber das muss auf der Ebene der interkommunalen Zusammenarbeit geregelt werden. Kommunen wie Enger, Spenge oder Hiddenhausen sind nicht so verschieden, als dass hier überall völlig neue Konzepte entwickelt werden müssten.

Sie wollen eine Anbindung an die Stadtbahn Bielefeld mit Haltestelle in Enger. Nicht sehr realistisch, oder?

KLEINEBERG: Ja, nicht sehr realistisch, aber zumindest überlegenswert. Ein Mobilitätswandel ist in aller Munde. Die Stadtbahn Bielefeld soll bis Jöllenbeck überplant werden. Von dort ist es nicht mehr weit nach Enger. Überall werden alte Bahnstrecken reaktiviert. Dass Enger das allein nicht stemmen kann, ist klar. Es müsste über den Regionalverbund Ostwestfalen laufen. Klar ist mir auch, dass das nicht in zehn oder 20 Jahren umgesetzt wird.

Was qualifiziert Sie mehr als Ihre Mitbewerber für das Amt?

KLEINEBERG: Ich habe einen freien Blick aus der Wirtschaft. Ich habe den Vorteil, dass ich kein Verwaltungsmann bin. Ich will Sachen bewegen und sie zügig voreinander bringen.

Wie würde die Stadt nach fünf Jahren unter Ihrer Ägide aussehen?

KLEINEBERG: Dann ist die Innenstadt ansprechend gestaltet. Die Innenstadt ist belebt durch frische Ideen und die Gastronomie. Enger ist ein Wirtschaftsstandort, an dem Unternehmen bei der Suche eines neuen Standortes gar nicht mehr vorbeikommen. Die Grundschule Enger ist instand gesetzt und erweitert.

Sie haben 10 Millionen Euro zur freien Verfügung für die Stadt. Was machen Sie mit dem Geld?

KLEINEBERG: Das Geld würde ich so investieren, dass es sich als Dividende für die Zukunft auszahlt. Also Gewerbeflächen kaufen, bewerben und entwickeln. Die Stadt profitiert durch die Gewerbesteuereinnahmen. Ich würde ferner Geld für die Instandsetzung der Infrastruktur, Schulen und Kindergärten einsetzen. Das Thema Digitalisierung der Verwaltung würde ich vorantreiben. Und bei dem Einsatz von Photovoltaikanlagen und Blockheizkraftwerken ist noch viel Bedarf.

Mit welchem Ihrer Mitbewerber würden Sie gern mal ein Glas Wein auf dem Kirschblütenfest trinken?

KLEINEBERG: Oh, ich würde mich freuen, mit Frau Schlüter-Ruff ein Glas Wein zu trinken.

Welche Eigenschaften machen den Menschen Philip Kleineberg aus?

KLEINEBERG: Ich bin zielstrebig, sehr hilfsbereit. Wenn ich etwas anpacke, dann mit Vollgas. Ich bin offen für neue Denkansätze.

Das Gespräch führte Ekkehard Wind